Bushaltestelle Zentrum
Altes Schulhaus -
Die Schule Remigen in den letzten 200 Jahren
Als erste Remiger Kinder im Dorf den Schulunterricht besuchen konnten, gab es weder ein Schulhaus noch ein richtiges Klassenzimmer. So wurde das Wohnzimmer des Lehrers Ende des 18. Jahrhunderts zur Schulstube. 1798 waren es schon 83 Kinder, welche in der Stube unterrichtet wurden. 1809 erwarb die Gemeinde Remigen vom Kanton Aargau ein Gebäude, das hinter dem Restaurant Traube stand und zur neuen Schule wurde. Doch auch in diesem ersten, einstöckigen Schulhaus wurde es bald zu eng. 1826 wurde deshalb für 2601 Franken 9 Batzen und 5 Rappen ein richtiges Schulhaus gebaut, eine nicht kleine Investition für die Gemeinde. Dieses sollte gut 140 Jahre seinen Dienst erfüllen. Es befand sich gegenüber der heutigen Postautohaltestelle Richtung Brugg, wo in den 1970er-Jahren die neue Post gebaut wurde. Ein erstes Postbüro hatte es an der Mönthalerstrasse gegeben, mittlerweile übernimmt der Volg die Aufgaben einer Poststelle. Das Schulhaus hatte zwei Klassenzimmer, eines für die Unterschule, eines für die Oberschule, sowie ein Arbeitsschulzimmer. In der Arbeitsschule sollten die Mädchen, wie dem Volksschulblatt von 1859 zu entnehmen ist, «stricken, nähen, zeichnen, flicken, spinnen und zuschneiden» lernen. Die Notengebung unterschied sich noch stark von der heutigen. Statt Leistungen in Zahlen auszudrücken, bewerteten die Lehrer die Schüler und Schülerinnen in den Kategorien «Fleiss», «Fortschritt» und «Betragen».
Die Bewertung erfolgte durch einen kurzen, normierten Kommentar, der in die Schulchronik eingetragen wurde. Statt Noten wurden folgende Begriffe vergeben: gering, mittelmässig, (meist, ziemlich, ordentlich) gut, schön, sehr schön. Im Schuljahr 1887/88 wurden dann Zahlen eingeführt, wobei 5 die beste und 1 die schlechteste Note war. Einen besonders bösen Kommentar hatte die Schülerin Anna Vogt hinter ihrem Namen stehen. Beim Betragen stand sie zwar bei 5, der Fleiss war auch relativ gut, der Fortschritt hingegen lag bei 1, sodass der Lehrer im Kommentarfeld «geistig schwach» vermerkte. An der Unterschule unterrichtete ab 1858 der Remiger Heinrich Fuchs. Er war 1834 geboren, hatte die Schule in Remigen und dann die Bezirksschule in Brugg besucht, bevor er 1852 ins Lehrerseminar in Wettingen eintrat. Dort wohnte er unter der Woche im Konvikt. 1858 konnte er in Remigen das Haus seiner Eltern übernehmen und wurde Lehrer der Unterschule. Er heiratete Maria Märchi von Rüfenach und hatte sieben Kinder, wobei die Tochter Anna 1865 mit nur vier Jahren starb. Heinrich Fuchs | blieb bis zu seinem Lebensende im Jahr 1918 Lehrer an der Unterschule Remigen. Ein ehemaliges Schulkind erinnerte sich einmal in der «Dorfzeitung» an den Unterricht bei ihm: «De Lehrer Fuchs seig en stränge Maa gsi und doch hebe sie ihn öppemol verwütscht. Wenn em eis Zürizitig procht heig, denn heig er en Momänt d’Schüeler vergässe. Aber plötzli heb er gmerkt, dass i dene Bänk küschelet und puffet anstatt grächnet oder gläse worde isch und scho seig de Schwumm oder de Schnupflumpe cho zflüge.» Nur ein Jahr nach dem Tod von Heinrich Fuchs 1918 musste auch eine andere Lehrerin die Unterschule Remigen verlassen. Es war der Endpunkt einer längeren, zuletzt auch gerichtlichen Auseinandersetzung. Der Lehrerin wurde vorgeworfen, den sittlichen und moralischen Anforderungen an eine Lehrperson nicht zu erfüllen. Ein Augenzeuge berichtete der Remiger Schulpflege: «Vor ca 3 Jahren kam ich eines Nachts mit einigen Kameraden vor das Zimmerfenster der Elise H[…] Lehrerin in Remigen, welches hellerleuchtet war. Da die inneren Vorhänge nicht vorgezogen waren, konnten wir die Vorgänge im Zimmer genau beobachten. Ein uns unbekannter Herr war bei der Lehrerin im Bett. Ihr früherer Verlobter Keller war es nicht, da wir diesen gekannt hätten. Als es mit dem Geschlechtsakt fertig war, stand er auf und begann sich anzukleiden. Nun fingen wir an zu jauchzen und klatschten in die Hände. […] Dieser Bericht ist wahrheitsgetreu. Die Stimmung in Remigen scheint Anfang der 1920er-Jahre angespannt gewesen zu sein, was nach dem Ersten Weltkrieg und den daraus erwachsenden Problemen wie Armut und Arbeitslosigkeit nicht erstaunt.
Gleich zwei Oberschullehrer geben die schlechte Stimmung im Dorf als Grund für ihre Kündigung an. So berichtete auch der Bezirksschulrat Brugg: «Jn der Gemeinde Remigen herrschen seit Jahren innere Parteistreitigkeiten, die ihren Höhepunkt jeweilen anlässlich der Gemeinderatswahlen finden. Bei den letzten Wahlen soll sich auch die Lehrerin Frl. Hauser, deren Bruder Gemeindeammann ist, an den Walagitationen beteiligt haben. Anlässlich eines Prozesses, an der sie als Zeugin zu erscheinen hatte, warf ihr ein Gegner – der in der Zuschrift des Gemeinderates genannte Herr Posthalter Vogt – unsittlichen Lebenswandel vor.» Hauser verklagte daraufhin den Posthalter, verlor aber den Prozess und kündigte am 23. April 1919 ihre Stelle in Remigen, auch wenn es bis zuletzt Sympathiebekundungen für die Lehrerin gegeben hatte, wie eine Erklärung mit 21 Unterschriften vom April 1919 zeigt. Diese verurteilte «die fortwährenden, unberechtigtenpolitischer [sic] Leidenschaft entspringenden Verleumdungen». Remigen hatte nun zwar an der Gansingerstrasse ein gut ausgestattetes Schulhaus, in dem sich auch der Lagerraum der örtlichen Feuerwehr und die Gemeindeverwaltung befanden, es fehlte aber ein überdachter Sportplatz. Bis 1926 gab es einen Turnplatz auf dem Geissberg, an den man sich in der «Dorfzeitung» mit folgenden Worten erinnerte: «Wenn dieser alte Turnplatz oben am Geissberg nach heutigen Gesichtspunkten vollständig ungenügend war, so hatte er doch einen grossen Vorteil, man konnte eine wunderschöne Aussicht geniessen und er eignete sich vielleicht ebensogut als Geographiestunden [sic] wie für den Turnunterricht.» 1926 forderte die kantonale Erziehungsdirektion die Gemeinde Remigen deshalb auf, einen neuen Turnplatz anzulegen oder den alten auszubauen. Daraufhin wurden 15 Aren Land hinter dem Schulhaus gekauft, um dort einen neuen Turnplatz zu errichten. Bis zur eigenen Turnhalle sollten aber noch über 30 Jahre vergehen. Ständiger Fürsprecher war der Remiger Turnverein. Erstmals in den 1930er-Jahren sowie 1953 und 1956 legte er Projektvorschläge für den Bau einer Turnhalle vor.
Das alte Schulhaus stand an der Gansingerstrasse, wo sich heute das ehemalige Postgebäude befindet.


Aktuelles Gebäude, ehemaliges Postgebäude.
Ehemalige Post
Das alte Schulhaus befand sich gegenüber der heutigen Postautohaltestelle Richtung Brugg, wo in den 1970er-Jahren die neue Post gebaut wurde. Ein erstes Postbüro hatte es an der Mönthalerstrasse gegeben, mittlerweile übernimmt der Volg die Aufgaben einer Poststelle.

Aktuelles Gebäude, ehemaliges Postgebäude.

Das alte Milchhüsli befand sich an der heutigen Bushaltestelle Fahrtrichtung Brugg.

Das alte Milchhüsli befand sich an der heutigen Bushaltestelle Fahrtrichtung Brugg.
Altes Milchhüsli mit Bachquerung
Im Unterdorf fliesst der Baumgartenbach in den Schmittenbach, wobei der Baumgartenbach auf einer Länge von rund 400 m ab Verzweigung Gansinger-/Winterhaldenstrasse eingedolt ist. Auf der Siegfriedkarte von 1882 ist die Ausdehnung des Siedlungsgebiets noch praktisch unverändert geblieben. Auf dieser Karte war der Baumgartenbach noch nahezu über den gesamten Bachverlauf offen. Wann genau die Eindolung erfolgte kann aus dem Gemeindearchiv leider nicht mehr nachvollzogen werden. Auf dem untenstehenden Bild sieht man das alte Milchhüsli bei der heutigen Bushaltestelle Zentrum mit dem noch offenen Baumgartenbach.
Vor der Gründung der Milchgenossenschaft war es ein Waschhaus, wo sich die Frauen mit Waschbrettern trafen - zum Arbeiten und zum Austauschen von Neuigkeiten.
Standorttafel
