Standort 1: Schulhaus

Schulhausneubau
1956 wurde der Wunsch des Turnvereins nach einer Turnhalle endlich von der Gemeinde erhört, allerdings unter der Bedingung der Erziehungsdirektion, auch ein neues Schulhaus zu bauen. Es sollte in der Hintertrotte, nur wenige Meter vom alten Schulhaus entfernt, entstehen, wofür die Gemeinde 100 Aren Land zum Preis von 8 Franken pro Quadratmeter kaufte. Die Zustimmung zum Bau gab die Gemeindeversammlung vom 27. Dezember 1961. Nach vierjähriger Bauzeit konnte die Schule im August 1965 eröffnet werden. Die Einweihungsfeier von Schule und Turnhalle wurde mit einem Jugendfest verbunden. Um den Schulhaus- und Strassenneubau zu finanzieren, wurde 1964 an der Gemeindeversammlung die Erhöhung des Steuerfusses auf rekordhohe 201 Prozent beschlossen.

Wilhelm Schmid und das Schulwandbild "Universum"
Wilhelm Schmid, geboren am 7. Februar 1892, sollte nicht nur als jugendlicher Schauspieler in die Geschichte von Remigen eingehen. Seine Spuren sind bis heute sichtbar im Schulhaus Remigen, in dem das Wandbild «Universum» hängt.
Schmid wuchs bei seiner Grossmutter und seiner Tante in Remigen auf. Als Kind half er ab und zu seinem Onkel in dessen Wagnerwerkstatt in der Kirche Remigen. Schmid war ein durchschnittlicher bis guter Schüler. Nach der Schule absolvierte er in Baden bei der Firma Brown, Boveri & Cie., heute ABB, eine Lehre im Maschinenbau, die er nach zwei Jahren abbrach. Er fand in Brugg eine neue Lehrstelle als Architekt. Nach dem Abschluss der Lehre wanderte Schmid nach Berlin aus, wo er als Architekt arbeitete und 1918 die Sängerin Maria Alba heiratete. Nach einigen Jahren in Paris kehrte Schmid um 1930 nach Berlin zurück. Mittlerweile betätigte er sich vor allem als Künstler. Mit der nationalsozialistischen Regierung nach 1933 wurde es für Schmid zunehmend schwieriger in Deutschland. Seine Werke, die der neuen Sachlichkeit und dem magischen Realismus zugerechnet werden, galten den Nationalsozialisten als «entartete Kunst». Dies veranlasste Schmid 1936, Deutschland zu verlassen. Schon vor dem Krieg wurden zehn seiner Werke zerstört, viele weitere Arbeiten fielen den Bomben auf Bielefeld, wo viele seiner Werke lagerten, zum Opfer. Schmid und seine Frau liessen sich schliesslich im Kanton Tessin in Brè sopra Lugano nieder. Dort arbeitete Schmid bis zu seinem Tod an Gemälden, Plastiken und Terrakottaskulpturen.
Im Zuge des Baus des neuen Schulhauses wurde Schmid von der Gemeinde Remigen mit der Schaffung eines Wandbildes beauftragt. «Universum» ist ein Wimmelbild und zeigt Impressionen aus der Geschichte: das Trojanische Pferd, die Pyramiden von Giseh, den Eiffelturm, aber auch Elemente des Remiger Dorfbildes wie die Weinlese, die Kirche, Schmids Geburtshaus und das Zehntenhaus. Schmid arbeitete drei Jahre an diesem Gemälde, von 1968 bis 1970, als er bereits an starker Sehschwäche litt. Am 9. September 1971 holte eine Remiger Schulklasse das Bild im Tessin ab. Die Einweihung wurde wegen Schmids Gesundheitszustand verschoben. Schliesslich starb er und der Festakt wurde am 8. April 1972 in Anwesenheit seiner Witwe nachgeholt. Mittlerweile lagern seine Bilder im Kunsthaus Aargau sowie im 2021 neu gestalteten Museum in Schmids Wohnhaus in Brè sopra Lugano. 1991 konnten einige Bilder in Remigen bestaunt werden, die man im Rahmen der eidgenössischen Zentenarfeiern beim Aargauer Kunsthaus ausgeliehen hatte.
Standorttafel

